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Es ist mal wieder an der Zeit etwas Neues auszuprobieren. Diese Mal haben wir uns für einen BMW iX xDRIVE50 als Zugfahrzeug entschieden und möchten ihn in Kombination mit einem Airstream 534 auf einen Kurztrip nach Holland testen.

Die maximale Anhängelast des BMW iX xDRIVE50 beträgt 2500KG. Er ist somit das aktuell stärkste Elektro-Zugfahrzeug, das offiziell auf dem Europäischen Markt angeboten wird. Mit seiner 105-kWh Batterie erreicht er je nach Ausstattung eine WTPL-Reichweite von bis zu 633KM. Von außen begrüßt uns ein typisches BMW SUV mit deutlicher Ähnlichkeit zum bekannten BMW X5.  Etwas stromlinienförmiger und ohne den gewohnten offenen Kühlergrill präsentiert er sich als ausgewachsenes Zugfahrzeug auch für größere Wohnanhänger. Der Innenraum ist BMW-typisch: sportlich luxuriös und lädt schon rein optisch zum bequemen Reisen ein. Im Gegensatz zur amerikanischen Konkurrenz aus Californien bietet der bayrische Hersteller für seinen Innenraum eine schöne Auswahl verschiedener Materialien und Farben an.   Die Material- und Verarbeitungsqualität liegt dabei Welten über dem, was man von herkömmlichen Elektrofahrzeugen gewohnt ist, und zeigt das deutsche Hersteller in dieser Hinsicht immer noch Ihr Handwerk verstehen. Das lässt sich BMW aber auch bezahlen. Den BMW iX xDRIVE50 bietet BMW ab 107.900 Euro inklusive MwSt. an. Unser Testwagen mit absoluter Vollausstattung kostet ca. 134.000 Euro. Über jeden Zweifel erhaben sind auch die Leistungsdaten. Mit 523 PS und 765NM Drehmoment steht dem Fahrer mehr als genügend Leistung zur Verfügung. Nun stellt sich die Frage, wie sich so ein Gespann in der Realität schlägt.

Unser geplanter Kurztrip führt uns vom Showroom von Airstream Germany in Merenberg über Limburg an der Lahn, nach Zandvoort in den Niederlanden zum Camping de Lakens. Dort haben wir für zwei Tage einen „Loungespot“ in den Dünen gebucht. Auf dem Rückweg möchten wir einen 3-tägigen Aufenthalt auf dem Camping Hattenboer in Roermond einlegen, um sowohl unsere biologischen als auch Automotiven Akkus wieder aufzuladen und die Stadt zu erkunden. Für die Anreise stehen also 408 KM oder ca. 5 Stunden Fahrt auf dem Plan.  Bei früheren Elektrozugfahrzeugtests haben wir gelernt, nicht einfach aufs geradewohl loszufahren, sondern Mithilfe von Apps wie „A better Routeplanner“ oder einfach Google Maps die Ladestopps zu planen.

Um uns an das neue Gespann zu gewöhnen und die Verbrauchswerte zu bestimmen, haben wir für den ersten Ladestopp einen der schönsten Ladeparks in Deutschland, in nur 160 KM Entfernung ausgewählt. Bei Seed and Greet in Hilden findet man nicht nur mehrere Gespann-Ladespuren, sondern auch eine moderne Gastronomie mit gesunden Leckereien und komfortablen Sitzgelegenheiten. Für uns ist das die richtige Adresse für einen kurzen Stopp zum Mittagessen. Nachdem sich die Anfangsnervosität etwas gelegt hat, beginnen wir uns mit den technischen Einrichtungen des BMW iX xDRIVE50 vertraut zu machen. Während im Display hinter dem Lenkrad Informationen wie Geschwindigkeit, Fahrstrecke, Reichweite und Verbrauch angezeigt werden, bietet der Zentralbildschirm Informationen für Multimedia, Telefon und Navigation.

Uns interessiert vor allem wie sich Verbrauch und Reichweite im Anhängerbetrieb entwickeln. Wir beobachten deshalb den aktuellen Verbrauch der je nach Steigung und Gefälle zwischen -50KW und fast 100 KW pendelt. Dadurch schwanken zunächst auch der Durchschnittsverbrauch und die prognostizierte Reichweite recht stark, bis sich dann langsam ein genaueres Bild ergibt. Nach etwa 100 KM über den Westerwald und das Siebengebirge liegen wir bei einem Verbrauch von 38 KW auf 100 KM. Gar nicht so schlecht, vor allem wenn man bedenkt, dass es ab jetzt eher weniger bergig wird und der Verbrauch damit auch zurückgehen sollte. Mit dieser Information stellt sich auch für uns eine gewisse Ruhe ein und wir beginnen die komfortable Fahrt mit dem BMW iX xDRIVE50 und unserem Airstream 534 zu genießen. Uns fasziniert diese unglaubliche Souveränität, mit der wir bergauf wie bergab unterwegs sind. Beim Überholen von LKWs am Elzer Berg vermissen wir kaum die sonst übliche Geräuschkulisse des Verbrennungsmotors. Hier gibt es nur Leistung und Drehmoment. Ohne Geräusche, Ohne Verzögerung – einfach da und jederzeit verfügbar. Das kann schon süchtig machen und man muss aufpassen, dass man nicht immer wieder dem Reiz der Beschleunigt erliegt und sinnlos die Batterie entleert.

Nach knapp zwei Stunden erreichen wir den Lade Park in Hilden an der A3 mit 49% verbleibender Akkuladung. Das entspricht einem Durchschnittsverbrauch von 33,5KW auf 100 KM. Alle drei Spuren für Caravan Gespanne sind frei und wir können sofort mit dem Laden loslegen. Das Aufladen auf 100% würde jetzt fast eine Stunde dauern. Unser BMW hat einen maximale Ladeleistung, von 194kW. Weil diese mit zunehmendem Akkustand immer weiter abnimmt, lädt man typischerweise am Schnelllader nur bis 80%. So auch unser Plan. Wir nutzen die Zeit für ein schnelles Mittagessen, bestellen uns zwei frisch zubereitete Bowls und genießen diese in der Mittagsonne. Als wir zum Auto zurückkommen, stellen wir fest, dass unser Mittagessen mit Zubereitung und Besuch des stillen Örtchens doch fast 50 Minuten gedauert hat. Die Ladeanzeige springt gerade auf 100% und der Ladevorgang wird beendet. Das war nicht so geplant, aber Schaden kann es nicht. Erste Erkenntnis des Tages: Manchmal dauert Essen länger als Laden.

Nachdem wir auf unserer nächsten Etappe zunächst gut vorankommen, landen wir dann in den Niederlanden bei Utrecht und Amsterdam in der Rush Hour und verbringen mehr als 1,5 Stunden im Stau. Dieser ist zwar mit dem großartigen Soundsystem im BMW ganz gut zu ertragen, wirft aber die folgende Frage auf: Warum haben so viele Menschen Probleme mit dem Zeitverlust beim Laden von E-Autos blenden aber den Zeitverlust bei Staus komplett aus? Wir hätten in den 1,5 Stunden dreimal das Auto von 20 auf 80% laden können, stattdessen sitzen wir im gut klimatisierten Zugfahrzeug und beobachten genervte Verkehrsteilnehmer, die sich gegenseitig anmotzen.

Die zweite Erkenntnis des Tages lautet: Laden ist nicht so blöd wie Stau, denn die Zeit während des Ladens kann man als Fahrer wenigstens zum Arbeiten oder Ausruhen nutzten.

Mittlerweile habe wir einige Zeit im BMW iX xDRIVE50 verbracht und auch ein gewisses Vertrauen zu der Reichweitenangabe entwickelt. Aufgrund der verlorenen Zeit im Stau und mit der Vorhersage das Ziel mit 13% Restakkureichweite zu erreichen, beschließen wir den geplanten zweiten Ladestopp zu streichen und einfach durchzufahren. So erreichen wir rechtzeitig vor dem Sundowner den Campingplatz de Laakens und richten uns auf unserem Dünenplatz ein. Am Platz angekommen beträgt die Akku-Reichweite noch 10% oder 38 Kilometer Restreichweite. Der Durchschnittsverbrauch wird mit 36,4 KWH auf 100 KM angegeben.

Mit dieser Restreichweite können wir am nächsten Tag entweder den nächstgelegenen Schnellader erreichen oder einfach an einer der vier Ladestationen auf dem Campingplatz laden. Jetzt genießen wir erstmal den Sundowner am Airstream und morgen die endlosen Strände vor Zandvoort mit den schönen Beach Clubs. Was das Aufladen unseres Zugfahrzeugs angeht, entscheiden wir uns für die Ladestation auf dem Campingplatz. Diese lädt zwar nur mit 11KW aber über Nacht erreichen wir auch hier den vollen Ladezustand. Unser nächstes Ziel, das 200 KM entfernte Roermond an der Maas erreichen wir problemlos ohne Zwischenladen.

Der dortige Campingplatz „Hattenboer“ ist ganz nach unserem Geschmack, weil man hier einfach frei am Wasser stehen kann. Außerhalb der Saison oder unter der Woche steht man auf der großen Wiese auch mal ganz allein. Roermond ist ein bezauberndes Städtchen mit vielfältiger Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten und vom Campingplatz fußläufig zu erreichen. Das bekannte Marken-Outlet ergänzt sich prima mit dem Stadtkern. Wir nutzen den Besuch im Outlet, um den BMW iX xDRIVE50 kostenlos zu laden. So haben wir genug Reichweite im Akku, um mit einem kurzen Ladestopp auf dem Rückweg wieder zuhause anzukommen. Unsere dritte Erkenntnis lautet: E-Autos lädt man am besten, wenn man das Auto nicht benötigt. Also zum Beispiel beim Einkaufen oder auf dem Campingplatz über Nacht.

Leider verfliegt die Zeit in Roermond sehr schnell und wir treten unseren Rückweg nach Hause an. Dieser verläuft mit einem kurzen Ladestopp, den wir erneut bei Seed and Greet in Hilden absolvieren, recht unspektakulär. Man gewöhnt sich unglaublich schnell an das Reisen mit einem Elektrogespann. Die viel diskutierte Reichweitenangst verliert schnell Ihren Schrecken, sobald man ein wenig Erfahrung hat und etwas mehr Gelassenheit an den Tag legt.

Unser Fazit:
Dieser Kurztrip war unsere erste richtige Reise mit einem elektrischen Zugfahrzeug. Auch wenn wir am Anfang etwas nervös waren, haben wir die Reise sehr genossen und einiges dabei gelernt. Das Reisen mit einem elektrischen Zuggespann ist etwas anders als mit einem Verbrenner. Aufs geradewohl loszufahren, macht hier wenig Sinn und produziert unnötigen Stress auf der Reise. Man sollte  für die notwendigen Ladestopps einen Plan haben. Dafür gibt es Software wie „A better Routeplanner“, die einen vorab unterstützt. Ein paar Ladestationen zu kennen, an denen man auch mit Gespann laden kann, ist absolut hilfreich. Wir haben auf unserer Reise schon einige Stationen gesehen, an denen das Laden mit Anhänger problemlos möglich gewesen ist. Bei vielen ist es aber nur mit Abhängen möglich. Auch das ist für einen erfahrenen Camper kein Beinbruch, wenn genug Platz dafür vorhanden ist. In unserem Test haben wir herausgefunden, dass wir mit dem BMW iX xDRIVE50 und dem Airstream 534 ca. 250 KM weit fahren können. Mehr Reichweite wäre wünschenswert aber im Moment nach unserem Kenntnisstand nicht verfügbar. Eine Pause von 30-40 Minuten nach 3 Stunden Fahrt, ist für viele Gespann Fahrer aber auch kein Problem. Man hat schließlich alles dabei, um sich etwas zu Essen zu machen oder sich einfach auszuruhen.

Viele Airstream Besitzer sind längere Zeit unterwegs, sehen die Fahrt als Teil der Reise und fahren ohnehin nur Etappen von 100-300 Kilometern pro Tag. Diese Art zu Reisen lässt sich auch heute schon mit einem Elektroauto wie dem BMW iX xDRIVE50 gut vereinbaren. Für Diejenigen die 800-1000 KM am Stück fahren und einfach ankommen möchten, ist es Stand heute, noch nicht zu empfehlen.

Für uns ist der BMW iX xDRIVE50 das erste elektrische Zugfahrzeug, mit dem wir gerne auf längere Reisen gehen würden. Schön wäre es, wenn er nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch im Stand an den Airstream abgeben könnten. Dadurch würde seine große Batterie unsere Autarkie auf langen Roadtrips sehr erhöhen. Manche Fahrzeuge können das heute schon und dienen unterwegs auch als Speicher für den Wohnwagen. Die Technik der E-Mobilität, Ladetechnik und Reichweite werden sich auch in Zukunft weiterentwickeln. Das Schönste ist: Jede neue Generation an Zugfahrzeugen lässt auch mit einem bereits vorhanden Airstream kombinieren. Wir sind gespannt, wo die Reise hingeht.